Mittwoch, 25. Mai 2011

Zwischen Urlaub, Beerdigung, Filmstress…


So ihr lieben heute hab ich es endlich wieder geschafft etwas zu posten. So viel habe ich heute allerdings nicht zu schreiben. Die ersten 4 Monate sind geschafft, nur noch 8 Monate. Nicht das ich dem Ende entgegenfiebere. NEIN, ich freue mich schon auf die nächsten Abendteuer und Herausforderungen.



Die letzten beiden Wochen war ich im Urlaub…Es war mal wieder super schön aus Chennai rauszukommen und ein neues Stück Indien kennenzulernen. Ich habe mir einige Tempel angesehen, habe mir am Strand die Sonne auf dem Bauch scheinen lassen (wenn man es Strand nennen kann!) habe eine Dusche unter heiligem Wasser gehabt ach und noch vieles mehr.
Noch nicht mal einen Tag zurück, schon 2 Tage Stromausfall…und jetzt habe ich seit 4 Tagen kein Wasser mehr. So musste ich wohl oder übel meine Sachen erneut packen und zu meinen Freunden ins Hostel ziehen, als ob ich nicht schon genug Geld für den Urlaub ausgegeben hätte und Essen jeden Tag kommt ja auch noch dazu. Aber man soll sich nicht beklagen und das Beste draus machen!!!
Zwei Tage nach meiner Ankunft ist die Mutter meiner Chefin (die mir einen Schlafplatz gibt, einen wunderschönen Schlafplatz ;)  ) gestorben. Am nächsten Tag war die Verabschiedung, wohin ich eigentlich nicht mitgehen wollte, da ich ihre Mutter erstens nicht kannte und zweitens eigentlich gar keinen Kontakt zu dieser Familie an sich habe. Aber ich wurde mitgeschleift und musste mir die Leiche gezwungenermaßen anschauen, da sie in einem Glassarg aufbewahrt wurde. Als wir zurück zum C.M. Hospital kamen wurde ich von der heutigen Filmcrew angesprochen, ob ich denn nicht in ein paar Szenen mitspielen möchte. Klar, also wird mein Gesicht bald überall in Tamil Nadu zu sehen sein. Na mal schaun.
Insgesamt habe ich jetzt noch knapp eine halbe Woche frei und noch einiges an Arbeit für die Schule zutun, tja wenn man wie ich alles vor sich herschiebt.

Montag, 2. Mai 2011

INDIEN UND SEINE FRAUEN




„Bruder, als du geboren wurdest, schnitten sie die Nabelschnur mit einem Messer aus Gold, aber als ich geboren wurde, nahmen sie einen stumpfen Stein. Bruder, als du geboren wurdest, verteilten sie Gold, aber als ich geboren wurde, gaben sie keinen Heller.“

Meine damalige Klassenlehrerin hat immer gesagt: „Frauen, das starke Geschlecht.“ Und das nicht nur einmal am Tag. Ja das stimmt, nicht neidisch werden Männer. Es wird doch schon lange gesagt das Frauen 7 Jahre länger leben, wenn sie denn als Säugling nicht gerade allen Krankheiten oder was es sonst noch so gibt ausgesetzt sind. Das müsste doch heißen dass es auf der Welt mehr Frauen geben müsste!!! Naja das sieht in Indien ganz anders aus.

Obwohl Mädchen eigentlich bei der Geburt stärker sind als Jungen, ist die Sterberate ungleich höher. Von Kindern bis zu neun Jahren sterben 60% mehr Mädchen als Jungen. Um dem Mitgiftproblem au dem Weg zu gehen, werden jedes Jahr Abertausende von weiblichen Föten abgetrieben.  Bei einer Untersuchung von 8000 Abtreibungen erwiesen sich 7999 Föten als weiblich.

Im günstigsten Fall kostet eine Fruchtwasseruntersuchung 200 Rupees, in der Regel etwa 500. (1€ ~ 60 Rupees)

Eine Abtreibung kostet ab 100 Rupees, und die Abreibungskliniken werben mit Plakaten in Zügen und auf Bahnhöfen für ihre Dienste.“

Deshalb wurde vor Jahren ein Formular eingeführt, welches die Frauen vor jeder Untersuchung unterschreiben müssen. Dieses Dokument weist darauf hin, das man nicht nach dem Geschlecht des Kindes fragen darf.  Was die Strafe dafür ist, wenn man es doch macht weiß ich nicht. Und wenn dann doch mal ein Mädchen rauskommt, tja dann lässt man es verhungern, verkauft es oder legt es irgendwo ab, wo andere es möglichst nicht finden.  Es gibt natürlich auch Familien denen egal ist, welches Geschlecht ihr Kind hat, klar sonst würde es in Indien schon lange keine Frauen mehr geben.
ich glaub sie hat sich über ihren kleinen wonneproppen gefreut
Also ich halte es nicht wirklich für ein Klischee das Frauen lieber Jungen gebären. Ist ja auch um einiges günstiger. Man muss die Hochzeit nicht bezahlen und auch keine Mitgift (meist Zahlt die Familie der Braut einen Geldbetrag an die Familie des Bräutigams) erbringen.

 „Auch in der indischen Durchschnittsehe geht es nicht gerade locker zu. Die Hauptaufgabe der Frau ist es, zu gebären – vor einer allzu lustbaren Ehefrau fürchtet sich der Mann.
Im Idealfall ist der Ehemann der einzige Mann, der einer indischen Frau jemals nahe gekommen ist: Bis zu Ehe sollte SIE natürlich Jungfrau bleiben, und in der Ehe hat SIE ihm treu und ergeben zu sein.“

Wie kann das sein das eine Frau als Jungfrau in die Ehe geht, wenn bei einer Befragung von 600 Frauen aus der Mittelschicht Delhis zutage kam das 457 von ihnen in der Kindheit sexuell misshandelt wurden???
tochter oder doch nur schwester?
Oft haben die Frauen, zum Teil auch die Männer, kein Mitspracherecht bei der Partnerwahl. Wer entscheidet? Die Eltern. Mann muss nehmen was man bekommt. Stelle ich mir das einmal in Deutschland vor…nee lieber nicht!!! In einigen Bundesländern wie Rajasthan (auch in Ländern wie Nepal oder einigen Teilen Afrikas) zum Beispiel werden sogar Kinder verheiratet. Meist sind die Kinder nicht Älter als 3 - 5 Jahre, sowohl männlicher als auch weiblicher Seits. Üblicherweise ist es so, das sie Braut zur Familie des Bräutigams zieht und dort für den Rest ihres Lebens wohnt. Früher war es auch bei den Kinderhochzeiten so. Also haben sozusagen die Schwiegereltern das junge Ehepaar aufzuziehen. So kam es schon in jungen Jahren zur Schwangerschaft der Frau und somit auch zu körperlichen Einschränkungen, Erkrankungen, naja wie man es halt nennen mag. Eigentlich logisch wenn der körper gerade in die Pubertät kommt und somit noch nicht mal ganz ausgebildet ist.  Mittlerweile haben sie das Alter des Umzuges bis zur Geschlechtsreife verschoben, sprich für die Frauen ab 18 Jahre, für die Männer ab 21 Jahre.

Frauen in Indien haben es nicht leicht, aber sie meistern ihr leben, ob in einem wonnigem Heim oder auf der Straße weil der Mann das Geld versoffen hat. Wenn sie einmal richtig leben sind sie stark auch wenn man es vielleicht von außen nicht sehen kann…


>> einige Zitate aus Kulturschock Indien welches mir in Delhi in die Finger geraten ist